Page 126 - Walter Andreas Kirchner - Album
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Sommerschwüle │ Aquarell │ 40x52 cm │ 1992
Franz Heinz : Kirchner befragt sich selbst und setzt auf die Empfindung.
Walter A. Kirchner: Einzig das Gefühl ist wahr. Was du heute denkst, ist morgen nicht mehr gültig.
Franz Heinz : Das finden wir auch in Kirchners Aquarellen umgesetzt. Eruptive Farbenergüsse überwuchern die Bildfläche,
überbieten einander an Intensität, brechen aus und vereinigen sich zu einem voll tönenden Akkord. Landschaften lösen sich auf in
tektonischen und atmosphärischen Erschütterungen, Farbe, Gestalt und Licht stürzen ineinander, ungezügelt, entfesselt,
elementar. Die Konturen werden gesprengt und vermengt in ein neues Universum.
Walter A. Kirchner: Dem Wesentlichen einer Landschaft komme ich näher, wenn ich sie reduziere, anstatt
mich in Anhäufungen von Details zu verlieren.
Franz Heinz : Dennoch vermeidet er die totale Abstraktion, um nicht das herabzumindern, worauf es ihm ankommt:
die Dramatik, das Licht, die Farbwirkung, und auch die Vorstellungskraft des Betrachters. Er will nicht modern sein um
den Preis der Sprachlosigkeit. Kunst muss nicht erklärt werden, sie interpretiert sich selbst.
Walter A. Kirchner: Das Kunstwerk hat einen immanenten Wert und einen Wert, den wir hinein
projektieren. Beide sind selten deckungsgleich.
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