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Der vorher geschilderte Fall ist aber bei weitem nicht der Einzige! Ein Temeswarer Mitglied der GRAUR
Gesellschaft, der Universitäts-Dozent Dr. Daniel Vighi stellt dazu folgendes fest:
“Sunt tot mai mulţi tineri merituoşi care şi-au construit carierele pe muncă cinstită. Dar, din păcate,
există şi o categorie de universitari de vârsta mea, pentru care singurele valori după care s-au ghidat
par să fie plagiatul, minciuna şi banul” – „Es sind immer mehr verdienstvolle Jungen, die ihre Karriere
auf ehrliche Arbeit begründet haben. Leider gibt es auch eine Kategorie von Akademikern in meinem Alter,
für die scheinbar das Plagiat, die Lüge und das Geld die einzigen Werte waren nach denen sie sich
orientiert haben.“ (http://timpolis.ro/arhiva/articol-plagiatul-tratat-cu-discretie-la-universitatile-din-timisoara-22555.html).
Das manche Hochschulen kein Interesse an der Bekämpfung des geistigen Diebstahl haben, erscheint um
so mehr als „verständlich“ wenn man den offenen Brief von GRAUR an den deutschen Botschafter in
Rumänien liest (http://www.plagiate.ro/Comunicate/150308.comunicat.htm). Mit diesem Brief werden deutsche
Wissenschaftler aufgefordert auf den „doctor honoris causa“-Titel zu verzichten, falls dieser Titel ihnen
von einem als Plagiator entlarvten Rektor oder Prorektor aus Rumänien, verliehen wurde. Im Anhang
werden fünf rumänische Universitäten aufgelistet, deren Rektoren des Plagiats überführt wurden.
Es ist kein Wunder, daß diese Akademiker (Rektoren), deren Karriere auch mit Diebstahl begründet
wurde, kein Interesse an der Überführung von Plagiatoren haben und sozusagen „den Ast abzusägen auf
dem sie selbst sitzen“!
Ich fürchte, dass dieser GRAUR-Appell keinen, oder bestenfalls einen extrem geringen Erfolg haben wird.
Auch unter den deutschen Akademikern befindet sich eine Menge titelsüchtiger Geister, die nicht einmal
auf fragwürdige Ehrungen einer Briefkasten-Universität aus der Karibik, erworben im Fachhandel eines
Konsuls Weyer, freiwillig verzichten würden, umso weniger auf den „gültigen“ Titel einer anerkannten
staatlichen Universität!
Es ist zumindest lobenswert, dass auch in Rumänien eine Abkehr von der bisher herrschenden Mentalität
angestrebt wird.
Gleichzeitig gibt es aber auch zahlreiche Stimmen, die das Plagiat als hinnehmbar bezeichnen! Die
Journalistin Ligia HUŢU stellt in einem Zeitungsbericht vom 24 Juli 2014 fest: „Majoritatea deputaţilor
zic că furtul intelectual e o faptă tolerabilă“ – „Die Mehrheit der Abgeordneten sagen, daß der geistige
Diebstahl eine tolerierbare Tat ist!“. Einer davon ist der Abgeordnete Ovidiu Ganţ – seines Zeichen
Vertreter der deutschen Minderheit im rumänischen Parlament! (http://timpolis.ro/opt-parlamentari-de-timis-fac-
si-ei-zid-pentru-protejarea-plagiatului/). Da stellt sich die Frage, ob vielleicht auch dieser Herr Ganţ
(Aussprache - Ganz) an einer Dissertation laboriert?
Ebenfalls in Rumänien ist auch ein bundesdeutscher Abgeordneter und uns allbekannter Vertriebenen-
Funktionär mit seiner in Hermannstadt hinterlegten Doktorarbeit in den Schlagzeilen der
deutschsprachigen Presse aus Siebenbürgen geraten. Er soll in seiner in rumänischer Sprache verfassten
Dissertation mit der von Herrn Jorgo Chatzimarkakis bekannten Zitierweise, gearbeitet haben!
(http://www.neuerweg.ro/seitenweise-plagiate-in-der-promotionsdissertation-von-dr-bernd-fabritius/).
Ein wenig Verständnis sollte man mit den „armen Politiker“ doch haben. Aber nur so lange sie nicht auf die
Idee kommen, sich als Professoren zu betätigen. Das wäre für die Hochschule genau so gefährlich wie die
Dozenten deren Laufbahn mit geistigen Diebstahl „gepflastert“ wurde. Was sollen die Studenten von
solchen Spezialisten in „copy and paste“ lernen?
Deswegen darf das Plagiat auch in den rumänischen Hochschulen kein Selbstverständnis bleiben.
Dr. Walter Stahli, Nürtingen, den 27.04.2015.
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