Page 77 - SUMMA CUM FRAUDE
P. 77

- 80 -

               Der vorher geschilderte Fall ist aber bei weitem nicht der Einzige! Ein Temeswarer Mitglied der GRAUR
               Gesellschaft, der Universitäts-Dozent Dr. Daniel Vighi stellt dazu folgendes fest:
               “Sunt tot mai mulţi tineri merituoşi care şi-au construit carierele pe muncă cinstită. Dar, din păcate,
               există şi o categorie de universitari de vârsta mea,  pentru care singurele valori după care s-au ghidat
               par să fie plagiatul, minciuna şi banul” – „Es sind immer mehr verdienstvolle Jungen, die ihre Karriere
               auf ehrliche Arbeit begründet haben. Leider gibt es auch eine Kategorie von Akademikern in meinem Alter,
               für die scheinbar das  Plagiat, die Lüge und das  Geld die einzigen Werte waren nach  denen sie sich
               orientiert haben.“ (http://timpolis.ro/arhiva/articol-plagiatul-tratat-cu-discretie-la-universitatile-din-timisoara-22555.html).
               Das manche Hochschulen kein Interesse an der Bekämpfung des geistigen Diebstahl haben, erscheint um
               so mehr als „verständlich“ wenn man den offenen Brief von GRAUR an den deutschen Botschafter in
               Rumänien liest  (http://www.plagiate.ro/Comunicate/150308.comunicat.htm). Mit diesem Brief werden deutsche
               Wissenschaftler aufgefordert auf den „doctor honoris causa“-Titel zu verzichten, falls dieser Titel ihnen
               von einem als Plagiator entlarvten Rektor oder Prorektor aus Rumänien, verliehen wurde. Im Anhang
               werden  fünf rumänische Universitäten aufgelistet,  deren  Rektoren des Plagiats überführt wurden.
               Es ist kein Wunder,  daß  diese Akademiker (Rektoren), deren Karriere auch mit Diebstahl begründet
               wurde, kein Interesse an der Überführung von Plagiatoren haben und sozusagen „den Ast abzusägen auf
               dem sie selbst sitzen“!
               Ich fürchte, dass dieser GRAUR-Appell keinen, oder bestenfalls einen extrem geringen Erfolg haben wird.
               Auch unter den deutschen Akademikern befindet sich eine Menge titelsüchtiger Geister, die nicht einmal
               auf fragwürdige Ehrungen einer Briefkasten-Universität aus der Karibik, erworben im  Fachhandel eines
               Konsuls Weyer, freiwillig  verzichten würden, umso weniger auf den „gültigen“ Titel einer anerkannten
               staatlichen Universität!

               Es ist zumindest lobenswert, dass auch in Rumänien eine Abkehr von der bisher herrschenden  Mentalität
               angestrebt wird.
               Gleichzeitig gibt es aber auch zahlreiche Stimmen, die das Plagiat als hinnehmbar bezeichnen! Die
               Journalistin Ligia HUŢU stellt in einem Zeitungsbericht vom 24 Juli 2014 fest: „Majoritatea deputaţilor
               zic că furtul intelectual e o faptă tolerabilă“ – „Die Mehrheit der Abgeordneten sagen, daß der geistige
               Diebstahl eine tolerierbare Tat ist!“.  Einer davon  ist der Abgeordnete  Ovidiu Ganţ – seines Zeichen
               Vertreter der  deutschen Minderheit  im rumänischen  Parlament!  (http://timpolis.ro/opt-parlamentari-de-timis-fac-
               si-ei-zid-pentru-protejarea-plagiatului/).     Da   stellt sich die  Frage,  ob vielleicht auch   dieser   Herr   Ganţ
               (Aussprache - Ganz) an einer Dissertation laboriert?

               Ebenfalls in Rumänien ist  auch ein bundesdeutscher  Abgeordneter und  uns allbekannter Vertriebenen-
               Funktionär  mit seiner in Hermannstadt hinterlegten Doktorarbeit in den Schlagzeilen der
               deutschsprachigen Presse aus Siebenbürgen geraten. Er soll in seiner in rumänischer Sprache verfassten
               Dissertation mit der von Herrn  Jorgo  Chatzimarkakis bekannten Zitierweise, gearbeitet haben!
               (http://www.neuerweg.ro/seitenweise-plagiate-in-der-promotionsdissertation-von-dr-bernd-fabritius/).
               Ein wenig Verständnis sollte man mit den „armen Politiker“ doch haben. Aber nur so lange sie nicht auf die
               Idee kommen, sich als Professoren zu betätigen. Das wäre für die Hochschule genau so gefährlich wie die
               Dozenten deren Laufbahn  mit geistigen Diebstahl „gepflastert“ wurde. Was sollen die Studenten von
               solchen Spezialisten in „copy and paste“ lernen?
               Deswegen darf das Plagiat auch in den rumänischen Hochschulen kein Selbstverständnis bleiben.

               Dr. Walter Stahli, Nürtingen, den 27.04.2015.




                                                                                                       71
   72   73   74   75   76   77   78   79   80   81   82