Page 179 - SUMMA CUM FRAUDE
P. 179

Doktoranden wurde eine „Sexaffäre“  mit einer lernfaulen Kollegin angedichtet. Die
               Sache war durchaus nicht glaubwürdig aber sie bot die Gelegenheit den Doktorand
               zu feuern und den Weg für den Kollegen und Landsmann des Rektors freizumachen.
               Auch die  auf Grund  der „gesunden sozialen Herkunft“ erfolgten Beförderungen
               waren dem Akademischen Geist nicht  förderlich. Zugegeben,  es waren nicht sehr
               viele.
               Sonst habe ich keine schlechte Erinnerungen von meiner Studienzeit in Temeswar.
               Wir wurden zwar als Fachkräfte für die „sozialistische“ Landwirtschaft im damaligen

               Rumänien ausgebildet, das war aber kein  Hindernis um später in Deutschland, in
               einem ganz anderen System, Fuß zu fassen!
               Natürlich waren hier in Deutschland die sozialen, klimatischen und pedologischen
               Bedingungen ganz anders als in Rumänien, aber mit dem Grundwissen, das wir uns
               in Temeswar und im Banat angeeignet haben, war die Umstellung möglich.
               Daher ein nachträglicher Dank am meine, bzw. unsere Professoren für das Wissen,
               das sie uns im Laufe der 10 Semestern beigebracht haben.
               Es war eine schöne Zeit. „Wir waren Jung und die Mädchen schön“ (so pflegt ein
               älterer Kollege es  auf  den  Punkt zu bringen) und auch  die öfters schlechtere
               Erfahrung konnte man so leichter vergessen.
               Die meisten Kollegen hatten nachdem sie in Deutschland angekommen sind, keine
               Beziehungen zur Temeswarer Hochschule unterhalten.
               Nur sehr wenigen von uns war dies, trotz einiger Schwierigkeiten, auch später und
               aus berufliche Gründe möglich.
               Die Eindrücke die man später hier gewonnen hat sind sicherlich unterschiedlich.
               Rumänien und Temeswar hat sich in den letzten 25 Jahren grundlegend verändert.

               Leider nicht immer zum Guten.
               Zunächst waren Tankstellen und Banken auf Westniveau. Es folgten die Autos und
               die Häuser und teilweise die Mentalität. Ich sage bewusst nur teilweise, denn  ein
               guter Teil der Mentalität hat sich leider nicht an den Westen, sondern eher an die im
               früheren Rumänien  aus dem Osmanenreich importierten Bräuche  und Sitten
               angeglichen.
               Die Korruption und Vetternwirtschaft ist auf allen Ebenen vorhanden und ich fürchte,
               dass nicht einmal die Wahl eines Siebenbürger Sachsen als Präsident viel ändern
               kann.  Wie schon  das rumänische Sprichwort besagt „cu o floare nu  se face
               primăvară“ („ein Blümlein bringt noch keinen Frühling”)! Oder doch?
               So auch meine persönliche spätere Erfahrung mit unser ehemaligen „alma mater“.
               Wie auch aus den Schlagzeilen und Artikeln der online Medien (Internet) zu erfahren
               ist, sind leider bei der Landwirtschaftlichen Universität des Banates alle Facetten von

               Korruption und Vetternwirtschaft vorhanden:
               -  Professoren und Dozenten die Schmiergelder oder andere Leistungen  für die
                   Prüfung oder für fehlende Anwesenheit bei den Vorlesungen und Laborstunden
                   von den Studenten  verlangen. In  der Regel sind  es 50  €,  die mit dem
                   Studentenausweis bei der  Prüfung den Dozenten  überreicht wurden


                                                                                                      173
   174   175   176   177   178   179   180   181   182   183   184