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MORISENA, anul V, nr. 4 (20)/2020
Prof. Luzian Geier Hinweise auf die Auswertung der Register, die Hebammen
anlegen mussten. Selbst unter Archivaren in Rumänien sind
(Augsburg, Germania) diese Pflicht-Register kaum bekannt und es konnte mir kein
Standort von Sammlungen angezeigt werden. Das einzige
Was stand im Register mir bekannte Exemplar eines derartigen Heftes, das mich auf
dieses Thema brachte, ist meinen Recherchen nach zufällig
der Hebammen? aus Tschanad gerettet worden, in der Zwischenkriegszeit
amtlich Cenadul Mare, dann 1948 vereinigt nur Cenad.
Für Heimat- und Familienforscher: Ein Heft Dort war es Teil eines Archivs der Gemeinde oder der
aus Tschanad gibt Auskünfte Familie des Hinkel-Lehrers, der um das Jahr 1980 entsorgt
wurde. Vielleicht bringt dieser Beitrag weitere Hinweise.
Der Lehrer Anton Hinkel hatte die 1899 geborene Pauli-
Zusammenfassung: Selbst unter Archivaren in
Rumänien sind diese Pflicht-Register der Hebammen kaum Hebammentochter Margarethe geheiratet.
In der Nachkriegszeit wurden in den Banater
bekannt und es konnte mir kein Standort von Sammlungen Gemeinden von den Orts- oder Gemeindeambulatorien
angezeigt werden. Das einzige mir bekannte Exemplar eines
derartigen Evidenz-Heftes, das mich auf dieses Thema Berichte an die Volksräte erstattet, die dann an die
brachte, ist meinen Recherchen nach von mir zufällig statistischen- und Gesundheitsämter der Rayons und der
während einer Dienstreise aus Tschanad/Cenad gerettet Region bzw. später an die Kreisbehörden weiter geleitet
wurden. Mit der E Schlüsselwörter Schlüsselwörter
worden. Dort war es Teil eines Archivs der Gemeinde oder inführung von Entbindungsheimen auf dem Lande - meist
der Familie des Hinkel-Lehrers, der um das Jahr 1980
entsorgt wurde. Vielleicht bringt dieser Beitrag weitere in Großgemeinden – verschwanden die Hausgeburten,
Hinweise zum Forschungsthema. erfuhren wir vom früheren Landarzt Dr. Mathias Plack.
Das Heft aus Tschanad wurde von der Hebamme Über die wichtige Rolle der Hebammen, eine der
„Teresia Pauli“ angelegt und war Teil einer Reihe, die von ältesten anerkannten und starken Frauenberufsgruppen, gibt es
im Banat wenige Forschungen, die meisten Daten hat dazu Dr.
ihr über etliche Jahre in der Zwischenkriegszeit geführt
wurde. Zu ihrer Person erfuhren wir, dass die Hebamme mit Anton Peter Petri zusammengetragen für seinen umfangreichen
nur 57 Jahren am 21. Dezember 1933 verstorben ist. Band zum „Banater Heilwesen“. Das obwohl der Einsatz der
Das uns vorliegende Exemplar umfasst Geburten „obstetrix“ schon seit der Zeit unmittelbar nach der Ansiedlung
der Zeitspanne vom 28. Oktober 1930 bis 7. April 1932 in Urkunden belegt ist. Ihr Einsatz für die Gemeinschaft reichte
in den Banater Dörfern weit über die Geburtshilfe hinaus, auch
einschließlich. Amtlich hießen die Verzeichnisse „Registru
de nașteri al moașelor“. Dieser teils dreisprachige Vordruck noch nachdem die Hausgeburten abgeschafft worden waren
stammte aus der rumänisch-orthodoxen Diözesandruckerei (etwa ab1960). Oft waren Hebammen bis in die 70ger Jahre des
Arad. Aufgelistet sind 110 Hausgeburten im Zeitraum von vergangenen Jahrhunderts in den Dörfern die erste erreichbare
„ärztliche“ Hilfe, weil es in der Regel nur einen Gemeindearzt
18 Monaten.
im Hauptort gab.
Dabei hatte Temeswar allein oder Czernowitz
Schlüsselwörter: Hebammen, Geburtenverzeichnis,
Tschanad, Cenad, Familienforschung vergleichsweise im Jahr 1925 rund 60 namentlich
registrierte diplomierte und zugelassene Geburtshelferinnen,
Für die Familienforscher – nicht nur für sie - waren in Karansebesch und Orschowa waren es damals
und sind die konfessionell getrennt geführten Kirchenbücher beispielsweise jeweils drei. Im amtlichen Gewerbe-
und später - im Banat ab Oktober 1895 – eingeführten Jahrbuch Rumäniens für 1928 sind für Groß-Tschanad, das
überkonfessionellen staatlichen Standesamtsregister ursprünglich serbische Tschanad, die drei Hebammen Draga
die Grundlagen der Recherchen, auch wenn es häufig Bancski, Rozalia Korek und Tereza Pauli vermerkt (so die
Ungenauigkeiten gibt, wie bei Alter, Schreibung von Namenseintragungen), für Deutsch-Tschanad ebenfalls
Rozalia Korek (Koreck) separat und ein anscheinend
Namen oder Ortsbezeichnungen. Alles abdecken können
die Kirchenmatriken aber nicht. Daher wurden inzwischen verballhornter Name ohne Vorname (eventuell Schnur).
viele andere Quellen zusätzlich herangezogen, von Mit Hilfe von Magdalena Gräbeldinger konnten wir diese
Verlobungs- oder Verkündigungs- bis zu Firmungs- bzw. Unklarheit aufklären: Rosalia Koreck (1868-1930) war
Konfirmationslisten, Steuerverzeichnissen, Grabinschriften, eine geborene Schnur aus Großsanktnikolaus, sie hatte
den Tschanader Nikolaus Koreck geheiratet. Des Weiteren
Adress- und Telefonbüchern. Erstaunlicherweise fand ich
auch nach Umfragen über Banater Kreise hinaus keine konnten wir die Daten zu einer anderen Geburtenhelferin
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